Die Philosophie des (ursprünglichen) Karate lautet: Ikken hissatsu – „Töten mit einem Schlag“. Die zweite Regel von Gichin Funakoshi lautet Karate ni sente nashi – „Im Karate gibt es kein Zuvorkommen.“, also keinen aktiven Angriff. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir warten sollten, bis ein Angriff (Schlag/Tritt) statt findet. Ein Angriff findet auch dann statt, wenn jemand übergriffig in unsere „Wohlfühlzone“ kommt oder einen Dritten bedrängt. Dies ist freilich kein Szenario für einen Wettkampf – dafür wurde Karate eben nach meinem Verständnis nicht entwickelt.
Die Grundsätze sind somit, nach meinem Verständnis, mit einem Kumite-Wettkampf nicht vereinbar. Auch kann ein Wettkampf kein Indikator für die eigene Fähigkeit der Verteidigung sein, da Teilnehmer Regeln unterliegen und Kampfrichter subjektiv beurteilen. Daher lehne ich Wettkämpfe ab.
Ich möchte aber betonen das an Wettkämpfen prinzipiell nichts „Schlechtes“ oder „falsch“ ist. Funakoshis 20. Regel lautet: „Denke immer nach und versuche dich ständig am Neuen.“ Karate bedeutet Entwicklung und somit ist auch diese Richtung mit Shotokan zu vereinen.
Mein persönliches Anliegen ist jedoch den Körper und die geistige Haltung gleichermaßen zu entwickeln. In meinen Augen ist Wettkampf und Konkurenzdenken hier nicht dienlich. Wer sich daran probieren will, dem ist es natürlich erlaubt. Wir werden dafür nicht explizit trainieren. Im Dojo steht Deeskalation, Selbstschutz bzw. Nothilfe im Vordergrund.